Friedman-Absage in Klütz: Demokratie unter Druck durch rechte Ängste!
Michel Friedman sollte am 22.09.2025 in Klütz über Demokratie sprechen. Die Veranstaltung wurde jedoch abgesagt, bedroht von rechten Protesten und politischem Druck.

Friedman-Absage in Klütz: Demokratie unter Druck durch rechte Ängste!
Im kleinen, aber feinen Literaturhaus Uwe Johnson in Klütz sollte am 22. September 2025 ein bemerkenswerter Abend stattfinden: Michel Friedman, der bekannte Publizist und Autor, war eingeladen, um über Demokratie zu sprechen. Doch die Veranstaltung wurde kurzfristig abgesagt. Nach Berichten von NDR befürchteten die Veranstalter mögliche rechte Proteste, was zur überraschenden Absage führte. Friedman äußerte sich empört und bezeichnete die Aktion als “peinliche Heuchelei”, während er den Bürgermeister von Klütz scharf kritisierte.
Friedman hat jüngst sein Buch “Mensch!” veröffentlicht, das vor den Gefahren des Populismus, rechtsextremer Gewalt und gesellschaftlicher Gleichgültigkeit warnt. Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) bekräftigte, dass es ein “verheerendes Zeichen” sei, sich von möglichen Protesten einschüchtern zu lassen. Doch der Bürgermeister Jürgen Mevius (Unabhängige Wählergemeinschaft) bekam den Gemeinderat mit seinem Einfluss hinter sich, der sich mehrheitlich gegen die Veranstaltung aussprach – auch wenn die Kosten von Sponsoren hätten getragen werden können.
Rechte Proteste und deren Auswirkungen
Die Stadt Klütz sieht sich einer zunehmenden Herausforderung gegenüber: Rechte Gruppierungen gewinnen in vielen Teilen Deutschlands und Europa an Einfluss. So erzielte die AfD bei der Bundestagswahl in Klütz fast 40 Prozent der Stimmen. Auch wenn die AfD in der Stadtvertretung nicht vertreten ist, stellt sich die Frage, wie gut die Demokratie in Regionen mit erstarkenden rechten Netzwerken verteidigt werden kann. Aus diesem Grund wurde die Absage der Veranstaltung als strategische Entscheidung dargestellt.
Oliver Hintz, der neue Leiter des Literaturhauses, wollte an der Einladung für Friedman festhalten. Doch auf Anweisung des Bürgermeisters musste er diese zurückziehen. “Es ist irritierend, eine Veranstaltung zu Ehren von Hannah Arendt aufgrund von Angst vor rechtsextremen Reaktionen einzuschränken”, äußerte er, während Parallel dazu eine langjährige Mitarbeiterin Druck ausübte, was zu dieser tragischen Wendung führte.
Blick nach vorn: Eine mögliche Entschuldigung
Die Stadt hat nun angekündigt, erneut mit dem Förderverein des Literaturhauses über die abgesagte Veranstaltung zu sprechen. Dies könnte eine Chance bieten, aus der Situation zu lernen und sich vielleicht in Zukunft mutiger für die Demokratie einzusetzen. Friedman wird am 28. Oktober 2025 in Schwerin die Festrede bei der Verleihung des Johannes-Stelling-Preises halten. Seine Stimme bleibt also nicht ungehört.
In einer Zeit, in der der Rechtspopulismus in ganz Europa immer mehr in die gesellschaftlichen und politischen Institutionen vordringt, ist es wichtig, die Fragen um die Wehrhaftigkeit der Demokratie nicht nur in der Zivilgesellschaft, sondern auch in politischer Hinsicht ernst zu nehmen. Der Populismus nimmt unübersehbare Formen an, was sich in einer Normalisierung von rechtsextremen Ideologien äußert. Vor diesem Hintergrund ist die Absage von Friedmans Vortrag nicht nur ein isolierter Vorfall, sondern symbolisiert auch einen tiefsitzenden gesellschaftlichen Konflikt.