Abriss der Burgstraße 59 in Salzwedel: Stadtgeschichte geht verloren!

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Der Abriss des baufälligen Hauses in der Burgstraße 59 in Salzwedel startet 2025. Es hat historische Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft.

Der Abriss des baufälligen Hauses in der Burgstraße 59 in Salzwedel startet 2025. Es hat historische Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft.
Der Abriss des baufälligen Hauses in der Burgstraße 59 in Salzwedel startet 2025. Es hat historische Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft.

Abriss der Burgstraße 59 in Salzwedel: Stadtgeschichte geht verloren!

In Salzwedel wird ein Stück Stadtgeschichte unwiderruflich verloren gehen. Das baufällige Haus Nr. 59 in der Burgstraße, in dem einst jüdische Familien lebten, ist zum Abriss freigegeben worden. Der Altmarkkreis Salzwedel hat dafür bereits 130.000 Euro im Haushalt für 2025 eingeplant berichtet die AZ Online. Die Gefahrenabwehr steht hier im Vordergrund, da das Gebäude teilweise eingestürzt ist und die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann.

Die Entscheidung, das historische Gebäude abzureißen, hat auch einen emotionalen und historischen Hintergrund. Während des Dritten Reiches lebte hier die jüdische Kaufmannswitwe Clara Weil mit ihrer Tochter Hanna Hirsch, deren Ehemann David und deren Tochter Rachel. Clara Weil wurde 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert und starb, ebenso die gesamte Familie unter grausamen Umständen berichtet die Volksstimme. Vor dem Haus befinden sich vier Stolpersteine, darunter einer zu Ehren von Clara Weil, der an ihr Schicksal erinnert.

Die Geschichte des Hauses

Bis zur Enteignung gehörte das Gebäude der Familie Weil. Nach den nationalsozialistischen Gesetzen, die nach der Pogromnacht im November 1938 in Kraft traten, hatten jüdische Bürger kaum mehr Rechte. Clara Weil musste mit ihrer Familie in das Judenhaus in der Altperverstraße 1 umziehen und lebte dort bis zur Deportation so die Volksstimme. Im Jahr 1942 wurde die Familie schlussendlich verschleppt. Das Haus wechselte durch einen Zwangsverkauf den Besitzer und wurde später von der Firma Wilhelm Gartz genutzt, die in der Leinenweberei tätig war.

Stadtarchivar Steffen Langusch erklärte, dass die jüdischen Geschäfte oftmals unter Marktwert übernommen wurden. Ein Blick in ein Adressenverzeichnis von 1939 macht deutlich, dass Clara Weil zu diesem Zeitpunkt noch als Mieterin in der Burgstraße 59 eingetragen war. Die Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel deutscher Geschichte steht noch immer im Fokus der städtischen Erinnerungsarbeit.

Ein schmerzhafter Verlust für die Stadt

Im April hat ein aufmerksamer Leser eine Anfrage zur Geschichte des Ortes gestellt, was das Interesse an der damaligen Lebensrealität der jüdischen Bewohner geweckt hat so berichtet die Volksstimme. Bei der Prüfung der Anfragen fand man, dass der nächste dokumentierte Eigentümer nach Clara Weil die Firma Wilhelm Gartz war, die bis 1959 dort präsent war. Nach der Wende scheiterten die Bemühungen der Familie um die Rückübertragung des Hauses.

Die Identität der heutigen Eigentümer bleibt im Dunkeln. Es ist unklar, ob das Haus im Besitz der jüdischen Gemeinschaft oder des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt ist. Die Abrissmaßnahme wird 2025 begonnen und soll bis 2026 abgeschlossen werden. Ein Antrag auf überplanmäßige Aufwendungen wird ebenfalls für 2025 gestellt, und die politischen Gremien beraten bereits über die Aufwendungen wie die AZ Online beschreibt.

Mit dem Abriss des Gebäudes wird nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Teil der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Salzwedel ausgelöscht. Die Stolpersteine vor dem Haus sind ein klares Zeichen der Erinnerung und sollten auch künftig an das Schicksal der jüdischen Familien erinnern, die im Schatten des Nationalsozialismus litten.