Reservisten-Symposium in Dresden: Europäische Sicherheitsstrategien im Fokus!
In Dresden fand das erste Reserve Forces Symposium statt, um geopolitische Herausforderungen und militärische Resilienz zu diskutieren.

Reservisten-Symposium in Dresden: Europäische Sicherheitsstrategien im Fokus!
Inmitten geopolitischer Spannungen und eines sich verändernden Sicherheitsumfelds fand am vergangenen Wochenende in Dresden das erste Reserve Forces Symposium statt, das vom Reservistenverband veranstaltet wurde. Mehr als 60 Vertreter aus zehn Ländern, darunter Wissenschaftler, (Reserve-)Offiziere und Vorsitzende von Reservistenverbänden, kamen zusammen, um über die „Geopolitical Challenges in Eastern Europe and the Interoperability of Reserve Forces“ zu diskutieren. Ziel des Symposiums war die Stärkung der militärischen Resilienz Europas und eine verbesserte Zusammenarbeit der Reserven, die in Anbetracht aktueller weltpolitischer Entwicklungen hoch im Kurs steht. Wie der Reservistenverband beschreibt, wurde das Event als voller Erfolg gewertet, da es den Teilnehmern ermöglichte, offen über nationale Grenzen hinweg zu diskutieren.
Die Eröffnungsrede hielt Sascha Rahn, Vizepräsident für Internationale Zusammenarbeit, gefolgt von Jørn Buø, dem Präsidenten der CIOR, der die wichtige Rolle der Reservisten in einer volatilen Weltlage betonte. Vorausgesetzt, ihre Ausbildung und Integration sind zeitgemäß, kann die Reserve einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit leisten. Besonders am Samstag lag der Fokus auf tiefgehenden fachlichen Diskussionen. Dr. Jan Kofroň erörterte die Möglichkeiten einer Wiedereinführung der Wehrpflicht in Europa und die damit verbundenen Herausforderungen. Solche Überlegungen sind angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa, insbesondere seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, wieder von Relevanz.
Diskussion zur Wehrpflicht
Die Debatte über die Rückkehr zur Wehrpflicht nimmt auch hierzulande Fahrt auf. In Deutschland gibt es eine klare Notwendigkeit für mehr Soldaten, um den Anforderungen der NATO gerecht zu werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius sieht einen Bedarf von 50.000 bis 60.000 zusätzlichen aktiven Soldaten. Seiner Meinung nach ist jedoch keine Rückkehr zur alten Wehrpflicht geplant, obwohl die Koalition damit beschäftigt ist, die Voraussetzungen für eine mögliche Verpflichtung zu schaffen. Vizekanzler Lars Klingbeil bekräftigt dies und betont, dass die Bundeswehr auf Freiwilligkeit setzt, während Thorsten Frei vom Kanzleramt eine rasche Entscheidung über die Truppenvergrößerung fordert, um die Zielgröße von 230.000 bis 240.000 Soldaten zu erreichen.
Die Junge Union warnt indessen davor, dass die durch Freiwilligkeit entstehende Lücke nicht geschlossen werden kann. Juso-Chef Philipp Türmer argumentiert, dass eine Wiedereinführung der Wehrpflicht die Bundeswehr überfordern würde. Aktuell liegt die Abbrecherquote bei 30% beim Heer, was auf unzureichende Arbeitsbedingungen hinweist. Die Koalition versucht, einen neuen, attraktiven Wehrdienst auf freiwilliger Basis zu etablieren, was nach Ansicht vieler Experten eine große Herausforderung darstellt. So bezweifelt Militärhistoriker Sönke Neitzel, dass die angestrebten Ziele ohne Pflichtanteil realisiert werden können.
Technologische Herausforderungen
Auf dem Symposium wurde auch die Diskussion über neue Technologien, Digitalisierung, Drohnenabwehr und Cyber-Kriegsführung geführt. Eine der entscheidenden Fragen war die Auswirkung des technologiegetriebenen Schlachtfelds auf Reservisten. Es wurde deutlich, dass die Reservisten mit zeitgemäßen Fähigkeiten ausgestattet werden müssen, insbesondere in den Bereichen Drohnenabwehr und Cyber-Sicherheit. Dies ist besonders wichtig, um die militärische Resilienz und die Interoperabilität der Streitkräfte in Europa zu gewährleisten.
Das Symposium fand unter der Chatham House Rule statt, was einen offenen Austausch förderte; die Teilnehmer äußerten den Wunsch, diese Gespräche fortzuführen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Es scheint, als liege eine interessante Zeit der Entwicklungen in der Luft, die sowohl die Reservisten als auch die Bundeswehr betreffen werden. Bis es zu konkreten Veränderungen kommt, bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Diskussionen weiterentwickeln.