Insolvenz-Welle in Thüringen: Unternehmen und Verbraucher schwer betroffen
Thüringen meldet 2025 steigende Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen, vor allem in der Kfz-Branche und Industrie.

Insolvenz-Welle in Thüringen: Unternehmen und Verbraucher schwer betroffen
In Thüringen ist im ersten Halbjahr 2025 ein deutlicher Anstieg der Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen zu verzeichnen. Das Statistische Landesamt in Erfurt berichtet von einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um rund ein Achtel im Vergleich zum Vorjahr. Während 2024 noch 150 Firmen Insolvenz anmeldeten, waren es 169 Unternehmen, die in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres zahlungsunfähig geworden sind – ein Zuwachs von 19 Insolvenzen. Besonders betroffen sind die Automobilbranche und die Industrie, die durch gestiegene Kosten und Absatzprobleme erheblich leiden.
Die Auswirkungen dieser Insolvenzen sind tiefgreifend: Insgesamt 1.268 Arbeitnehmer verloren aufgrund dieser Verfahren ihren Job. Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen belaufen sich auf rund 142 Millionen Euro. Auch die Verbraucher leiden stark unter den finanziellen Belastungen. So stiegen die Verbraucherinsolvenzen um 11,6 Prozent, wovon 762 Fälle bei den Thüringer Amtsgerichten eingereicht wurden. Dies macht 65 Prozent aller Insolvenzen im Bundesland aus. Die Schulden der privaten Schuldner liegen im Schnitt bei 60.175 Euro, und die Forderungen belaufen sich auf knapp 45,9 Millionen Euro. Dies wird durch die Umstände des vorangegangenen Jahres noch verstärkt – im ersten Quartal 2024 stiegen die Verbraucherinsolvenzen um 33 Prozent, und die unbezahlten Forderungen belaufen sich auf satte 127,5 Millionen Euro.
Aktuelle Trendentwicklung
Nach borkenerzeitung.de sind Kfz-Händler und -Werkstätten am häufigsten betroffen, mit 34 Verfahren im bisherigen Jahr. Es folgen Unternehmen aus der Industrie und dem Bauwesen, die mit den Zyklen der wirtschaftlichen Unsicherheit zu kämpfen haben. Die Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage in Thüringen sind gemischt. Patrik-Ludwig Hantzsch von Creditreform-Wirtschaftsforschung verweist darauf, dass die Krisen der letzten Jahre nun in Form von Insolvenzen sichtbar werden. Experten warnen, dass diese Entwicklung auch in den kommenden Monaten nicht aufhören wird.
Im gesamten Zeitraum von Januar bis Juni 2025 entschieden die hiesigen Amtsgerichte über 1.173 Insolvenzverfahren. Dabei wurden genau 96 Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal registriert, was einem Anstieg um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Branchen wie das Kfz- Gewerbe (22 Insolvenzverfahren) und die Industrie (11 Insolvenzverfahren) sind besonders negativ betroffen.
Das Bild der insolventen Unternehmen
- Autohaus Galant GmbH, Meiningen
- Autohaus Staffel Kronach GmbH, Meiningen
- Mareli Media GmbH, Erfurt
- Hentrich Personaldienstleistungen GmbH, Mühlhausen
- Collection55 GmbH, Gera
Diese Unternehmen sind nur einige, die im ersten Halbjahr 2025 Insolvenzanträge eingereicht haben, wie infobroker.de dokumentiert. Auch spezielle Dienstleister wie Hentrich Personaldienstleistungen und Medienunternehmen sind unter denjenigen, die sich von den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen nicht erholen konnten. Nebst diesen Fällen gibt es eine Vielzahl von kleinen und großen Betrieben, die sich in einer ähnlichen Lage befinden.
Angesichts der Vielzahl der Insolvenzen fragt sich der gewiefte Wirtschaftshändler, ob die Lage in Thüringen sich stabilisieren wird oder ob weitere Anträge vor der Tür stehen. Die Unternehmen haben in der Regel Optionen zur Restrukturierung, doch das Investitionsklima bleibt angespannt. Dennoch gibt es Stimmen, die optimistisch in die Zukunft blicken und von Zeiten der Erneuerung und Chancen sprechen, die aus schwierigen Zeiten erwachsen können. Thüringen bleibt mit seiner relativ niedrigen Insolvenzquote im bundesweiten Vergleich ein interessantes wirtschaftliches Terrain.