Hausärzte gesucht: Thüringer Kommunen starten Stipendien-Offensive!
Hausärzte gesucht: Thüringer Kommunen starten Stipendien-Offensive!
Weimar, Deutschland - Wenn man sich die aktuelle Situation in Thüringen ansieht, könnte man meinen, die Allgemeinmedizin ist ein heißes Thema. Das Interesse von Medizinstudierenden an der Facharztausbildung und der Tätigkeit als Hausarzt nimmt zu. Besonders die eigene Freiheit und Selbstständigkeit in der Berufsausübung spielen dabei eine zentrale Rolle. In ländlichen Regionen Thüringens zeigt sich ein alarmierendes Bild: Die Nachfrage nach Hausärzten ist enorm hoch, und viele von ihnen suchen verzweifelt nach Nachfolgern. Bürgermeister und Landräte sind besorgt über den akuten Ärztemangel, der möglicherweise noch an Dramatik zunehmen wird.
In Thüringen bleiben viele Studierende aus der Region, während die aus städtischen Gebieten seltener Interesse an einer Niederlassung im ländlichen Raum zeigen. Oft bleibt die Option einer eigenen Praxis zwar im Gedächtnis, doch clinical Erfahrung wird als unerlässlich erachtet, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die Rahmenbedingungen für Medizinstudierende gelten als modern und gut, dennoch gibt es Vorurteile, die speziell von Studierenden aus dem Westen unterhalten werden. Diese Vorurteile könnten die Entscheidung für eine Niederlassung beeinflussen, wie MDR berichtet.
Stipendienprogramme als Lösung?
Ein weiterer Schritt zur Bekämpfung des Ärztemangels sind die neuen Förderstipendien. Fünf Kommunen in Thüringen haben bereits eigene Programme aufgelegt, um Medizinabsolventen an sich zu binden. Dazu gehören die Landkreise Altenburger Land, Schmalkalden-Meiningen, Kyffhäuser, Sonneberg und die kreisfreie Stadt Gera. Die Höhe der Stipendien variiert zwischen 300 und 750 Euro monatlich, je nach Kommune, und wird über einen Zeitraum von fünf bis sechseinhalb Jahren ausgezahlt. Die Stipendiaten müssen sich verpflichten, mehrere Jahre in der Region tätig zu sein. Dies klingt vielversprechend – in Schmalkalden-Meiningen wurde bereits vor drei Jahren ein solches Programm initiiert, und bisher haben sieben Studierende daran teilgenommen. Wir senden Ihnen 24 berichtet über diese Initiativen, die einen wichtigen Beitrag zur Schülerbindung leisten möchten.
In Gera stehen derzeit 16 Hausarztsitze unbesetzt, landesweit sind es sogar 117. Die Kassenärztliche Vereinigung begrüßt das Engagement der Kommunen, warnt jedoch, dass die positiven Effekte dieser Stipendienprogramme erst in 10 bis 12 Jahren sichtbar werden könnten. Der Ärztemangel ist also noch lange nicht gelöst.
Langfristige Perspektiven und Herausforderungen
Der Situation kommt zugute, dass sich die Zulassungsbedingungen für Medizinstudiengänge in Deutschland als äußerst restriktiv erweisen. Im Wintersemester 2021/22 gab es 10.000 Studienplätze, auf die über 45.000 Bewerber kamen. Dies zeigt die hohe Nachfrage nach medizinischem Nachwuchs. Doch viele Medizinstudierende wünschen sich flexiblere Arbeitszeitmodelle und ächzen unter dem hohen bürokratischen Aufwand, der mit einer Niederlassung verbunden ist. Gründe für den Ärztemangel sind auch die unattraktiven Arbeitsbedingungen in ländlichen Regionen sowie das hohe Arbeitsaufkommen. Laut einer Umfrage haben mehr als 75% der befragten Krankenhäuser Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Die Wissenschaftliche Monatszeitschrift weist darauf hin, dass bis 2035 rund 11.000 Hausärzte in Deutschland fehlen könnten.
In einer Zeit, in der das Gesundheitssystem unter Druck steht, müssen wir uns aktiv der Herausforderung stellen, junge Mediziner für ländliche Regionen zu gewinnen. Die Stipendienprogramme sind ein erster Schritt, jedoch bedarf es weitreichender Reformen, um langfristig eine adäquate medizinische Versorgung sicherzustellen. Das Engagement der Kommunen ist wertvoll und könnte ein Lichtblick für die Zukunft der Hausarztmedizin in Thüringen sein.
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Ort | Weimar, Deutschland |
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