Cannabis für Senioren: Alternative zu Schmerzmitteln oder Risiko?

Erfahren Sie, wie Cannabis seit 2017 als medizinisches Mittel in Deutschland eingesetzt wird, insbesondere bei Senioren zur Schmerzbehandlung.
Erfahren Sie, wie Cannabis seit 2017 als medizinisches Mittel in Deutschland eingesetzt wird, insbesondere bei Senioren zur Schmerzbehandlung. (Symbolbild/NAG)

Hannover, Deutschland - In Deutschland ist der Einsatz von Cannabis in der Medizin seit 2017 gesetzlich erlaubt. Dennoch gibt es strenge Auflagen für die Kostenübernahme durch Krankenkassen, die eine Therapie nur nach Ausschöpfung aller anderen medizinischen Möglichkeiten und bei starkem Leiden genehmigen. Dies zeigt sich in den Ergebnissen einer Begleiterhebung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von 2022, die über fünf Jahre hinweg insgesamt 16.809 Fälle erfasst hat. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 57 Jahren, wobei das Interesse von älteren Patienten besonders stark ausgeprägt ist.

Die häufigste Anwendung von Cannabis erfolgt bei chronischen Schmerzen, wofür 76,4 Prozent der Patienten dieses Heilmittel verwenden. Weitere Anwendungsgebiete sind Spastiken, Anorexie und Übelkeit. 14,5 Prozent der Patienten litten unter Krebs, und 5,9 Prozent hatten Multiple Sklerose. Allerdings zeigen die Daten auch, dass etwa ein Drittel der Patienten die Therapie innerhalb eines Jahres abbrach, und 38,5 Prozent gaben an, keine merklichen Wirkungen zu verspüren. Medizinische Studien belegen, dass die Wirkstoffe THC und CBD vielen Patienten helfen, jedoch nicht allen.

Risiken und Vorteile von Cannabis

Cannabis hat einige Vorteile gegenüber traditionellen Medikamenten. So ist das Risiko für Abhängigkeiten im Vergleich zu Opioiden deutlich geringer, und eine tödliche Überdosis ist mit Cannabis nicht möglich. Auch die Leber wird durch die Einnahme von THC und CBD wahrscheinlich weniger belastet als durch viele Schmerztabletten. Es gibt jedoch auch Risiken: THC hat psychoaktive Wirkungen, die bei hohen Dosierungen auftreten können. Besonders älteren Patienten können starke Dosen Angststörungen oder sogar Psychosen auslösen. Trotz dieser Daten fehlen für viele Anwendungen von Cannabis in Selbstversuchen bisher fundierte medizinische Ergebnisse.

Die Forschung zu Cannabis hat in den letzten Jahrzehnten merkliche Fortschritte gemacht. Die Isolation von THC und CBD im Jahr 1964 an der Hebräischen Universität Jerusalem war der erste Schritt, gefolgt von der Entdeckung des Endocannabinoid-Systems 1990. Neuere Studien, wie eine Untersuchung aus 2022, unterstützen die medizinische Verwendung von Cannabis bei schwerkranken Patienten. Eine Studie aus dem Jahr 2019 der Stanford University hat zudem belegt, dass Cannabis eine wirksame Alternative zu Opioiden bei chronischen Schmerzen darstellt.

Versorgungssituation in Deutschland

Trotz der rechtlichen Möglichkeit zur Verschreibung von Cannabis genießen viele Patienten in Deutschland nicht die erforderliche Versorgung. Ärzt:innen müssen Informationen zur Anwendung bereitstellen, und Patient:innen müssen für die Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse einen Antrag stellen. Nebenwirkungen sind meist vorübergehend und nicht schwerwiegend, doch Langzeitstudien sind nach wie vor rar. Im Durchschnitt werden nahezu 40 Prozent der Anträge auf Kostenübernahme abgelehnt, was häufig auf Trivialdiagnosen oder unvollständig ausgefüllte Anträge zurückzuführen ist.

Die Genehmigungsrate ist regional unterschiedlich, wobei Hessen mit 56,4 Prozent die niedrigste Rate aufweist. Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet, die Anträge innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens zu prüfen, wobei der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) häufig zur Beurteilung herangezogen wird. Trotz der positiven Entwicklung in der Gesetzgebung bleiben zahlreiche Herausforderungen und offene Fragen zur medizinischen Anwendung von Cannabis bestehen.

Zusammengefasst zeigt die evidenzbasierte Diskussion zum Einsatz von Cannabis in der Medizin sowohl vielversprechende Ansätze als auch bestehende Unsicherheiten bezüglich der langfristigen Behandlungserfolge und der Sicherheitsprofile. Während die Forschung weiterhin wichtige Fortschritte macht, ist es genauso wichtig, dass die Bedingungen für die Patientenversorgung stetig verbessert werden.

Für nähere Informationen zum Thema ist eine umfassende Recherche in aktuellen Studien und Berichten unerlässlich, um ein vollständiges Bild der medizinischen Nutzung von Cannabis zu erhalten. Studien und Berichte wie die der MDR, weed.de und medizinisches-cannabis-frankfurt.de bieten hierfür wertvolle Hinweise und Grundlagen.

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Ort Hannover, Deutschland
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