Deutschland vor Fachkräftemangel: Politik muss endlich handeln!

Ulrike Malmendier kritisiert in einem Interview den Fachkräftemangel in Deutschland und fordert Maßnahmen zur Zuwanderung und Arbeitszeitgestaltung.
Ulrike Malmendier kritisiert in einem Interview den Fachkräftemangel in Deutschland und fordert Maßnahmen zur Zuwanderung und Arbeitszeitgestaltung. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Deutschland steht vor einer gravierenden Herausforderung: der Fachkräftemangel. Ulrike Malmendier, Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft, fordert dringend Maßnahmen, um diesem Problem entgegentreten zu können. Sie kritisiert die Politik dafür, dass sie den Fachkräftemangel nicht ausreichend angeht, und betont, dass am 25. Juni 2025 ein Wirtschaftsplan vorgestellt wird, der ihrer Meinung nach nicht die notwendigen Schritte beinhaltet.

Malmendier hebt hervor, dass ein zentraler Aspekt zur Lösung des Fachkräftemangels die Integration von Frauen in vollzeitbeschäftigte Arbeitsverhältnisse sein sollte. Zudem müssten ältere Arbeitnehmer ermutigt werden, länger im Berufsleben zu bleiben. Diese Empfehlungen werden besonders relevant, wenn man den demografischen Wandel betrachtet, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird.

Die Rolle der Zuwanderung und Unternehmensentscheidungen

Ein weiteres wichtiges Thema, das Malmendier anspricht, ist die Zuwanderung. Sie schlägt vor, dass Unternehmen selbst entscheiden sollten, welche ausländischen Fachkräfte sie einstellen möchten. Dies könnte dazu beitragen, den Arbeitsmarkt flexibler zu gestalten und gezielt gegen Engpässe vorzugehen.

Die demografische Alterung, gepaart mit der sinkenden Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland, trägt zur Schärfung des Problems bei. Laut dem Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) wird die Anzahl der Erwerbspersonen aufgrund des demografischen Wandels immer kleiner, was nicht durch Zuwanderung oder eine höhere Erwerbsneigung wettgemacht werden kann. Das Monitoring analysiert Arbeitsmarktströme von Angebot und Bedarf zwischen 2024 und 2028 und prognostiziert, dass insbesondere in Branchen wie der chemischen Industrie und der Automobilwirtschaft Arbeitsplätze abgebaut werden, während in neuen Technologien wie der Halbleiterbranche neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen können.

Strukturwandel und Herausforderungen im Bildungsbereich

Die Abnahme der Selbstständigen und die hohen Abbruchquoten in Bildungseinrichtungen, besonders bei Personen ausländischer Nationalität, sind Alarmzeichen. Das Fachkräftemonitoring zeigt, dass in den nächsten fünf Jahren 618.000 Personen ohne Abschluss in den Arbeitsmarkt eintreten werden, während lediglich 396.000 Helferstellen verfügbar sind. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderungen, denen sich der Arbeitsmarkt gegenübersieht.

Ein größerer Fokus auf die Integration von Frauen und älteren Arbeitnehmern sowie auf ein flexibles Zuwanderungsrecht könnte zu einem Anstieg des Arbeitskräftepotenzials führen. Vier Szenarien zur Erhöhung des Potenzials wurden identifiziert: die Förderung von Frauen, ältere Arbeitnehmer, nichtdeutsche Staatsangehörige und die Anpassung von Arbeitszeiten. Diese Ansatzpunkte könnten entscheidend sein, um den wachsenden Fachkräftemangel erfolgreich zu bekämpfen.

Die Zahlen des Fachkräftemonitorings verdeutlichen den Strukturwandel, der durch Demografie, Digitalisierung und den Übergang zu nachhaltigeren Wirtschaftsmodellen verstärkt wird. Regionale Unterschiede im demografischen Wandel betreffen insbesondere strukturschwache Arbeitsmarktregionen und erfordern gezielte Maßnahmen.

Für weitere Informationen über die demografischen Veränderungen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wird auf die interaktiven Statistiken der Bundesagentur für Arbeit verwiesen. Der Erkenntnisstand aus diesen Daten ist essenziell, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels konstruktiv zu begegnen – ein Handlungsbedarf, der seit 30 Jahren offensichtlich ist, aber bisher nicht strukturell angegangen wurde. Malmendier warnt, dass sich die Situation bis 2030 oder 2035 weiter verschärfen könnte.

Die komplexe Situation rund um den Fachkräftemangel in Deutschland erfordert zielgerichtete, innovative Lösungen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes langfristig zu sichern.

Weitere Informationen finden Sie auf Tagesschau, BMAS und Bundesagentur für Arbeit.

Details
Ort Deutschland
Quellen