Küstenwache überfordert: Auswandererschiffe im Ärmelkanal dominieren Einsatz

Gravelines, Frankreich - Am vergangenen Samstagmorgen war die britische Küstenwache stark in Anspruch genommen, da sie sich mit einer Vielzahl von Migrantenbooten im Ärmelkanal auseinandersetzen musste. Diese Situation führte zu Verzögerungen bei der Rettung eines in Not geratenen Segelbootes und eines Kajakfahrers. Gegen fünf Uhr morgens reagierten die „Border Force“, die „Royal National Lifeboat Institution“ (RNLI) und mehrere französische Schiffe auf Berichte über 15 kleine Boote, die von der französischen Küste nach Großbritannien unterwegs waren. Besonders der Strand von Gravelines zwischen Calais und Dünkirchen stand im Fokus der Aktivitäten, wo Migranten beim Besteigen von Schlauchbooten beobachtet wurden.
Die britische Küstenwache erklärte, dass es nicht ungewöhnlich sei, mehrere Vorfälle gleichzeitig zu koordinieren, und betonte, dass die öffentliche Sicherheit nicht gefährdet war. Letztendlich benötigten jedoch die Jacht und die Kajakfahrer keine Unterstützung. Trotz eines Abkommens mit Frankreich über 480 Millionen Pfund zur Verdopplung der patrouillierenden Beamten, ist die Abfangquote potenzieller Migranten in diesem Jahr stark gesunken. Nur 38 Prozent der 8.347 Personen, die die gefährliche Überfahrt wagten, wurden abgefangen, während 13.167 nach Großbritannien gelangten.
Rückgang der Migrantenübersetzungen im Ärmelkanal
Im Vergleich zum Vorjahr lag die Abfangquote bei 45 Prozent und 2023 bei 46 Prozent. Die britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer plant, die Einwanderung deutlich zu reduzieren, um „unkalkulierbare Schäden“ zu vermeiden. Geplante Maßnahmen könnten die jährlichen Zuwanderungszahlen um etwa 100.000 senken, was auch striktere Sprach- und Qualifikationsanforderungen sowie eine Verlängerung der Wartezeit für die Staatsbürgerschaft von fünf auf zehn Jahre umfassen könnte. Auch die Abschiebungen bei geringfügigen Straftaten stehen auf der Agenda.
Zusätzlich zum Abkommen mit Frankreich, das auch die Einrichtung eines gemeinsamen Kommandos und eines Haftzentrums umfasst, zeigen offizielle Zahlen, dass die Nettoeinwanderung im Jahr bis Dezember 2024 bei 431.000 lag, ein Rückgang gegenüber 860.000 im Vorjahr. Das Innenministerium betont den Wunsch, gefährliche Überfahrten mit kleinen Booten zu beenden und die Grenzsicherheit zu verbessern. Trotz eines „ernsthaften Plans“ sieht sich die britische Regierung großen Herausforderungen durch steigende Zahlen und die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit mit Frankreich gegenüber.
Flüchtlingskrise in einem größeren Kontext
Im globalen Kontext ist das Thema Migration nicht neu. Ende 2023 erreichte die Zahl der Menschen auf der Flucht weltweit mit 118 Millionen einen Rekord. Über die letzten zehn Jahre hinweg gab es einen Anstieg der Flüchtlingszahlen, insbesondere durch Konflikte wie den Krieg in der Ukraine. Deutschland steht hinter Ländern wie dem Iran, der Türkei und Kolumbien auf Platz vier der Länder mit internationalen Flüchtlingen.
Die EU hat in der Vergangenheit versucht, die Migrantenströme zu kontrollieren, insbesondere während der Flüchtlingskrise 2015/16, als über eine Million irreguläre Migranten in Südeuropa ankamen. Die Asylanträge in der EU zeigen einen Anstieg aus dem Jahr 2021, und auch für 2024 wird ein hohes Niveau erwartet. Die Komplexität dieser Herausforderungen wird durch die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) verdeutlicht, die im April 2024 beschlossen wurde, jedoch aufgrund mangelnder fairer Verteilung von Schutzsuchenden innerhalb der EU unter Kritik steht.
Die Situation der Migranten im Ärmelkanal und die politischen Maßnahmen in Großbritannien sind also Teil eines viel größeren Puzzles, das die europäische Flüchtlings- und Migrationspolitik betrifft. Die britische Küstenwache bleibt angesichts der Vielzahl von Herausforderungen gefordert.
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Ort | Gravelines, Frankreich |
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