Tragisches Hochwasser in Nigeria: 200 Tote und verzweifelte Rettungsaktion

Schwere Überschwemmungen in Nigeria forderten 200 Tote, rettungsmaßnahmen eingestellt. Klimawandel verschärft regionale Krisen.
Schwere Überschwemmungen in Nigeria forderten 200 Tote, rettungsmaßnahmen eingestellt. Klimawandel verschärft regionale Krisen. (Symbolbild/NAG)

Mokwa, Nigeria - In der zentralnigerianischen Stadt Mokwa herrscht nach schweren Überschwemmungen nach stundenlangem Starkregen eine humanitäre Katastrophe. Die Zahl der Toten ist auf mindestens 200 gestiegen, und die Rettungsmaßnahmen wurden eingestellt, da die Behörden keine Hoffnungen mehr auf Überlebende haben. Musa Kimboku, der stellvertretende Vorsitzende der Verwaltung von Mokwa, bestätigte die Einstellung der Rettungsaktionen. Um Krankheitsausbrüchen entgegenzuwirken, werden die Leichen, die unter den Trümmern begraben sind, exhumiert. mehr als 3.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, während mindestens 500 Haushalte in drei Gemeinden direkt betroffen sind. Die Überschwemmungen breiteten sich innerhalb von etwa fünf Stunden rasch aus, wobei die Dächer der Häuser kaum sichtbar und die überlebenden Bewohner bis zu hüfthoch im Wasser standen. Zudem wurden zwei Straßen weggespült und zwei Brücken stürzten ein.

Häufige Überschwemmungen sind ein wiederkehrendes Problem während der nigerianischen Regenzeit, doch die aktuellen Ereignisse verdeutlichen die Auswirkungen des Klimawandels. Laut Berichten ist Nigeria nicht nur von Überflutungen betroffen, sondern auch von langanhaltenden Trockenperioden im Norden des Landes, die sich durch den Klimawandel verstärken. Diese Veränderungen haben gravierende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen und führen zu einem Anstieg von Armut und Lebensmittelunsicherheit.

Klimawandel und seine Folgen für Afrika

Die Überschwemmungen in Nigeria sind Teil eines größeren, alarmierenden Trends in Afrika, der durch den Klimawandel verstärkt wird. Über 250 medizinische Fachzeitschriften, darunter renommierte Publikationen wie das „British Medical Journal“ und „The Lancet“, fordern in einem Leitartikel mehr Klimagerechtigkeit für Afrika. Dieses Hilfsaufruf geschieht im Vorfeld der Weltklimakonferenz im November, bei der 16 Autorinnen und Autoren mehr Unterstützung von wohlhabenden Ländern für Afrika fordern. Afrika trägt zwar wenig zur globalen Klimakrise bei, leidet jedoch unverhältnismäßig stark unter deren Folgen. Insgesamt haben sich die Dürren in Afrika südlich der Sahara zwischen 1970-1979 und 2010-2019 verdreifacht, was zu Ernährungsunsicherheit und Unterernährung führt.

Die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise sind in Afrika bereits deutlich spürbar. Extreme Wetterbedingungen beeinträchtigen die Wasser- und Nahrungsmittelversorgung und führen zu einer Vernichtung von schätzungsweise einem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts der am stärksten betroffenen Länder. Die internationalen Verpflichtungen zur Bereitstellung von jährlichen 100 Milliarden US-Dollar für Klimahilfen an afrikanische Staaten sind bislang nur unzureichend eingehalten worden.

Langfristige Aussichten

Laut dem Bericht „The State of the Climate in Africa 2020“ der Weltwetterorganisation (WMO) ist der afrikanische Kontinent stärker von der Klimakrise betroffen als andere Regionen der Welt. Die Erderwärmung führt zu intensiveren und häufigeren Extremwetterereignissen. Die prognostizierten Veränderungen könnten bis 2030 bis zu 118 Millionen extrem arme Menschen in Afrika betreffen, die unter den Folgen von Dürre, Überschwemmungen und extremer Hitze leiden könnten.

Die WMO warnt auch vor „unumkehrbaren Veränderungen“ im Wettersystem und betont die Notwendigkeit, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. In Ländern wie Nigeria ist die Realität dieser Aussagen schon jetzt spürbar. Es bedarf dringender Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen und die Bevölkerung zu schützen.

Die Verantwortlichen stehen vor der Herausforderung, nicht nur Soforthilfen zu leisten, sondern auch nachhaltige Lösungen für die strukturellen Probleme, die durch den Klimawandel verstärkt werden, zu finden.

Insgesamt ist die Lage in Nigeria ein besorgniserregendes Beispiel für die weitreichenden Folgen, die der Klimawandel auf die Gesellschaft und die Umwelt hat.

Mehr Informationen zu den Überschwemmungen und ihren Auswirkungen finden Sie in den Berichten von maz-online.de, faz.net und tagesschau.de.

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Ort Mokwa, Nigeria
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