Drama um den Groß Glienicker See: Wasserzufuhr oder Steuergeldverschwendung?
Eine Initiative in Brandenburg fordert Wasserzufuhr für den schrumpfenden Groß Glienicker See, während Kritiker Steuerverschwendung befürchten.

Drama um den Groß Glienicker See: Wasserzufuhr oder Steuergeldverschwendung?
Der Groß Glienicker See im Potsdamer Norden hat in letzter Zeit mit einem dramatischen Schrumpfen zu kämpfen. Die Initiative “Task Force Glienicker See”, gegründet im Oktober 2024, hat sich zum Ziel gesetzt, dem maroden Zustand des Gewässers mit Wasserzufuhr aus der nahegelegenen Havel entgegenzuwirken. Diese Initiative wird von verschiedenen Akteuren, einschließlich dem Bundestagsabgeordneten Helmut Kleebank (SPD) und Vertretern aus den betroffenen Gemeinden Kladow, Sacrow und Groß Glienicke, unterstützt. Die Idee: Bei Hochwasser im Winter soll eine Rohrleitung installiert werden, die gereinigtes Havelwasser in den Groß Glienicker See leitet. Kleebank beschreibt eindrücklich die aktuellen Zustände: Angler müssen Leitern benutzen, um zu ihren Booten zu gelangen, während ein Holzsteg der DLRG-Wasserwacht trocken fällt, was alles andere als einladend ist.
Während die Initiative versucht, das Wasserdefizit zu beheben, gibt es nicht nur Begeisterte. Kritiker wie Andreas Menzel warnen vor Steuerverschwendung und sehen die Gefahr, dass die Maßnahme vor allem den Interessen privater Badestege dient. Menzel bezweifelt die Effektivität der Wasserzufuhr aus der Havel und schlägt vor, vielmehr regionale Wasserkreisläufe zu stärken sowie Flächen zu entsiegeln, um die Grundwasserneubildung zu fördern. In diesem Zusammenhang wird eine Machbarkeitsstudie, die bis 2027 verschiedene Möglichkeiten zur Rettung des Groß Glienicker und Sacrower Sees untersuchen soll, vom Land Brandenburg finanziert – immerhin mit 345.000 Euro.
Handfeste Maßnahmen und Strategien
Die Task Force sieht in der Wasserüberleitung eine effektive Antwort auf die Herausforderungen, die der Klimawandel und der demografische Wandel an unsere Wasserressourcen stellen. Wissenschaftler des CliWaC-Projektes unterstützen den Vorstoß, indem sie die Wasserüberleitung als wichtige Klimaanpassungsmaßnahme empfehlen. Der Bau einer ungefähr 20 cm dicken Rohrleitung, die mehrere hundert bis tausend Meter lang sein könnte, soll nicht nur den Wasserstand des Sees sichern, sondern auch eine nachhaltige Füllung für zukünftige Generationen ermöglichen.
Diese Bestrebungen fügen sich in die Gesamtheit der nationalen Wasserstrategie, die 2023 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Ziel dieser Strategie ist der nachhaltige Umgang mit Wasserressourcen bis 2050, mit besonderen Augenmerk auf die Auswirkungen des Klimawandels, Globalisierung und diverse Stoffeinträge. Werkzeuge und Maßnahmen, die bis 2030 schrittweise umgesetzt werden sollen, sind unter anderem der Schutz und die Wiederherstellung naturnaher Wasserhaushalte und die Unterstützung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Grund- und Oberflächengewässern. Die Strategie setzt auf einen umfassenden, integrativen Ansatz, um sowohl den Bewirtschaftungsbedarfen als auch dem Gewässerschutz gerecht zu werden.
Ein Aufruf zum Handeln
Helmut Kleebank fordert jetzt schnelle Vorplanungen zum Bau der Rohrüberleitung und hofft auf konstruktive Lösungen von den Wasserbetrieben. Der Druck, sowohl von Umweltschützern als auch von den betroffenen Bürgern, wird immer größer. Umso wichtiger wird es, dass eine Lösung gefunden wird, die nicht nur kurzfristig wirkt, sondern auch die langfristige Gesundheit des Groß Glienicker Sees sichert und gleichzeitig die Interessen aller Anwohner respektiert.
Die nächsten Monate könnten entscheidend für die Zukunft des Groß Glienicker Sees sein. Bleibt zu hoffen, dass die Gespräche zwischen den verantwortlichen Stellen sowohl den Nutzen für den See als auch die Bedenken der Kritiker in Einklang bringen können.
Weitere Informationen zu den Hintergründen und den aktuellen Entwicklungen finden Sie in den Artikeln von Tagesschau, Pro Groß Glienicker See und Umweltbundesamt.