Großer Gefangenenaustausch: 1000 Kriegsgefangene zwischen Russland und Ukraine!

Aktuelle Informationen zu den russisch-ukrainischen Gesprächen in Istanbul: Gefangenenaustausch und Verhandlungen über Waffenruhe.
Aktuelle Informationen zu den russisch-ukrainischen Gesprächen in Istanbul: Gefangenenaustausch und Verhandlungen über Waffenruhe. (Symbolbild/NAG)

Istanbul, Türkei - In der aktuellen Lage des Ukraine-Kriegs fanden in Istanbul Gespräche über den Austausch von Kriegsgefangenen statt. Diese Verhandlungen, die etwas mehr als eine Stunde dauerten, bringen erste Ergebnisse. Ein Austausch von jeweils 1000 Kriegsgefangenen wurde als konkretes Ergebnis der ersten Verhandlungsrunde im Mai bekanntgegeben. Wladimir Medinskij, Leiter der russischen Delegation, erklärte zudem, dass künftig regelmäßige Austausche von schwerkranken und schwerverwundeten Gefangenen stattfinden sollen. Medizinische Kommissionen sollen für diese Austauschaktionen eingerichtet werden, während auch der Austausch von allen Gefangenen bis 25 Jahre vorgesehen ist. Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, mindestens 1000 Personen zu übergeben, möglicherweise sogar bis zu 1200, wie die FAZ berichtet.

Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow bestätigte die Themen der Gespräche, nannte jedoch keine Details. Zudem übergab Andrij Jermak, der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, eine Liste mit mehreren Hundert ukrainischen Kindern, die infolge des Krieges von Russland deportiert wurden. Gegenüber den Medien äußerte Medinskij, dass es sich nicht um „entführte“ Kinder handle, sondern um Kinder, die von russischen Soldaten „gerettet“ worden seien. Umjerow wies darauf hin, dass über eine Waffenruhe keine Einigung erzielt wurde, jedoch eine Vereinbarung zum Austausch der Leichname von jeweils 6000 Gefallenen bestand. Medinskij sprach von einer „einseitigen Übergabe“ gefrorener Leichname von 6000 ukrainischen Soldaten.

Der neuste Gefangenenaustausch

Am Mittwoch kehrten fast 500 ukrainische und russische Kriegsgefangene nach Hause zurück, was als der größte Gefangenenaustausch seit Beginn der russischen Invasion gewertet wird. Von den freigelassenen Gefangenen sind 230 Ukrainer und 248 Russen, überwiegend Militärangehörige. Viele der Gefangenen stammen aus Mariupol und von der Schlangeninsel, einige waren sogar fast zwei Jahre in Haft. Berichte und Bilder zeigen Soldaten in den Nationalflaggen ihrer Herkunftsländer gehüllt, wobei einige bereits versehrt wirken. Laut einem Bericht der UNO ist die Kriegsgefangenschaft in Russland von Folter geprägt und die Humanitäre Lage äußerst besorgniserregend, wie die NZZ feststellt.

Der nun 49. Austausch seit dem Frühjahr 2022 findet nach einer monatelangen Unterbrechung der Austauschgespräche statt, wobei beide Seiten sich gegenseitig für die Verzögerungen verantwortlich machen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski betont, dass es in den Verhandlungen keine Pausen gab. Vertrauensbildende Maßnahmen, wie Besuche in Gefangenenlagern und die Verteilung warmer Kleidung, haben zum Erfolg bei den Verhandlungen beigetragen. Die Vereinigten Arabischen Emirate spielten dabei eine zentrale Rolle als Vermittler, da sie sowohl gute Beziehungen zu Kiew, Moskau als auch den USA unterhalten.

Öffentliche Reaktionen und zukünftige Aussichten

Das Schicksal der Kriegsgefangenen berührt die Öffentlichkeit in beiden Ländern zutiefst. In Kiew finden regelmäßig Kundgebungen von Familienangehörigen statt, die mehr Anstrengungen für die Freilassung ihrer Lieben fordern. In Russland ist die Haltung gegenüber gefangenen Soldaten ambivalent; die Propaganda neigt dazu, Gefangenschaft oft negativ darzustellen. Politisch könnte es für Moskau aufgrund der Situation vieler ukrainischer Kriegsgefangenen, die beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz registriert sind, von Vorteil sein.

Experten schätzen, dass gegenwärtig mehr ukrainische Gefangene in russischen Anstalten sind, als umgekehrt. Kiew spricht von insgesamt 4000 festgehaltenen Personen. Trotz der Herausforderungen zeigt sich die ukrainische Seite optimistisch in Bezug auf einen weiteren Austausch in den kommenden Wochen, was auf eine weiterhin positive Entwicklung innerhalb der Verhandlungen hindeuten könnte, allein schon in Anbetracht dessen, dass die Verhandlungen in Istanbul nun Fortschritte zu zeigen scheinen.

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Ort Istanbul, Türkei
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