Kampf ums Überleben: Fischer in Schleswig-Holstein fordern Hilfe!

Fischer in Schleswig-Holstein kämpfen um ihre Zukunft: Überfischung, Umweltprobleme und politische Forderungen prägen die Debatte.
Fischer in Schleswig-Holstein kämpfen um ihre Zukunft: Überfischung, Umweltprobleme und politische Forderungen prägen die Debatte. (Symbolbild/NAG)

Schleswig-Holstein, Deutschland - In Schleswig-Holstein kämpfen Fischer mit drastisch sinkenden Fischbeständen und der Bedrohung ihrer Lebensgrundlage. Eine aktuelle Analyse des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung hat Überfischung als Hauptursache identifiziert und fordert die Schaffung einer politisch unabhängigen Institution für die Festlegung der Fangquoten. Der Landesfischereivorsitzende Lorenz Marckwardt betont, dass die deutsche Fischerei nie überfischt hat, sieht aber ernsthafte Probleme, die durch Umwelteinflüsse, Landwirtschaft, Klimawandel und Windparks verursacht werden. Niclas Herbst von der CDU bezeichnet die Ostsee als ein größeres Sorgenkind als die Nordsee und kritisiert den schlechten Sauerstoffgehalt der Gewässer.

Besonders betroffen sind der Dorsch- und Hering-Bestand. Letzterer hat in den letzten Jahren mit den historisch schlechtesten Werten zu kämpfen, während Dorsch in vermarktbarer Größe kaum noch vorhanden ist. Aktuell sind in Schleswig-Holstein nur noch 29 Fischkutter aktiv, von denen 19 Krabbenkutter sind. Diese dramatischen Rückgänge haben dazu geführt, dass 90 % der Fischereibetriebe Ein-Mann-Betriebe sind und viele am Abgrund stehen. Eine fehlende Infrastruktur trägt zusätzlich zu den Schwierigkeiten bei.

Die Forderungen aus der Branche

Marckwardt hat Unterstützung von der Politik und der Verwaltung gefordert, um die Fischbestände zu erholen. Kritisch äußert er sich zu ungleichen Zugeständnissen, die der Landwirtschaft und der Angelfischerei gemacht wurden, während die Fischerei unter Druck steht. Herbst schlägt vor, dass Erlöse aus Windparkgebieten auch der Fischerei zugutekommen sollten. Hullmann, ein 68-jähriger Fischer, ist gezwungen, seinen Betrieb zu verkaufen, findet aber keinen Abnehmer, was die drängende Situation der Branche verdeutlicht.

Während in Deutschland strenge Kontrollen der Fangmengen bestehen, gibt es Bedenken, dass andere EU-Länder diese Vorschriften weniger streng handhaben. Herbst bestätigt, dass es in der Nordsee umfassende Überwachung gibt, doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2023 sind viele Fischbestände im Nordost-Atlantik weiterhin überfischt. Die EU hatte vor zehn Jahren die Fischereipolitik reformiert, um eine Überfischung bis 2020 zu beenden, doch das gesetzte Ziel wurde verfehlt. Diese Misere wird durch die Warnungen des WWF an die Öffentlichkeit transportiert, der vor den langfristigen Folgen von Überfischung und der Klimakrise für die Fischbestände in Nord- und Ostsee warnt.

Aktuelle Entwicklungen im Fischkonsum

Die Lebensbedingungen für Fische in der Ostsee sind als schlecht zu bewerten. Der Rückgang des Fischkonsums in Deutschland ist ebenfalls alarmierend, mit einem Rückgang auf 434.413 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte im Jahr 2022, was einen Rückgang von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Verbraucherausgaben für Fisch und Meeresfrüchte sanken auf 4,9 Milliarden Euro, ein Minus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders hervorzuheben ist, dass 80 Prozent der in Deutschland konsumierten Fische und Meeresfrüchte importiert werden.

Statistiken zeigen, dass der höchste Fischkonsum pro Kopf in Bremen (6,6 kg), gefolgt von Schleswig-Holstein (6,5 kg) und Hamburg/Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 6,0 kg), zu verzeichnen ist. Angesichts der steigenden Bedrohungen durch Überfischung und Umweltveränderungen fordern Umweltschützer die Einrichtung großflächiger Schutzgebiete ohne wirtschaftliche Nutzung, sowie besser kontrollierte Fangmengen auf See.

Die Situation der Fischerei in Schleswig-Holstein ist somit sowohl eine Herausforderung für die Umwelt als auch eine existenzielle Bedrohung für die Fischer selbst. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Politik ergreifen wird, um die bedrohten Fischbestände und die betroffenen Fischer zu unterstützen.

Für weitere Informationen, lesen Sie die Berichte von kn-online.de, tagesschau.de und wwf.de.

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Ort Schleswig-Holstein, Deutschland
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