Nach 60 Jahren: Görlitzer Kruzifix in Polen wiederentdeckt!

Nach 60 Jahren ist ein spätgotisches Kruzifix aus der Görlitzer Dreifaltigkeitskirche in Polen wiederentdeckt worden.
Nach 60 Jahren ist ein spätgotisches Kruzifix aus der Görlitzer Dreifaltigkeitskirche in Polen wiederentdeckt worden. (Symbolbild/NAG)

Nach 60 Jahren: Görlitzer Kruzifix in Polen wiederentdeckt!

Görlitz, Deutschland - Nach 60 Jahren des Suchens gibt es endlich gute Nachrichten aus Sachsen. Ein rund drei Meter hohes Kruzifix, das ursprünglich für die Görlitzer Dreifaltigkeitskirche geschnitzt wurde, ist wiederaufgetaucht! Wie katholisch.de berichtet, wurde das spätgotische Kunstwerk, das die Reformation und mehrere Kriege überstand, in einer polnischen Kirche entdeckt.

Die Entdeckung des Kreuzes ist eine wahre Sensation. Das Kruzifix galt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen. Nachdem es 1943 zur Sicherung vor Luftangriffen nach Schloss Florsdorf (heute Zarska Wies) ausgelagert wurde, fand es seinen Weg in die Kreuzerhöhungskirche von Zarki Srednie, etwa 20 Kilometer von Görlitz entfernt. Matthias Paul, Pfarrer der Evangelischen Innenstadtgemeinde Görlitz, äußerte sich erfreut über dieses unerwartete Wiedersehen: „Ich freue mich sehr darüber, dass dieses bedeutende Kunstwerk wiederentdeckt wurde“, so der Pfarrer.

Die Reise des Kreuzes im Laufe der Zeit

Das Kruzifix hat eine faszinierende Geschichte. Ursprünglich war die Görlitzer Dreifaltigkeitskirche reich ausgestattet. Doch mit den Turbulenzen der Geschichte ging vieles verloren. An der linken Wand des Chors der Kirche blieb seit Jahrzehnten lediglich der Abdruck des Kreuzes sichtbar, während das echte Kunstwerk in der polnischen Kirche hängend überdauerte. Sächsische.de ergänzt, dass zahlreiche Kunstwerke nach dem Krieg zurückkehrten, das Kruzifix jedoch in Polen verblieb. Es zeigt, wie die politischen Umwälzungen nach 1945 das Schicksal kultureller Schätze bedeutend beeinflussten.

Die endgültige Entdeckung des Kreuzes wurde durch die Forschung der polnischen Kunsthistorikerin Agata Stasinska ermöglicht. Sie fand während ihrer Dissertation ein Nachkriegsfoto des Kunstwerks in einem Archiv und gab dem Kreuz damit ein neues Kapitel. Ihre Entdeckung hat nicht nur individuellen Wert, sondern ist auch ein Teil des großen Erbes, das von der Reformation und Martin Luthers Wirken geprägt wurde.

Kunst und Reformation – eine bewegte Beziehung

Die Neuigkeiten über das Kruzifix werfen auch einen Blick auf die tiefen Wurzeln, die die Reformation mit der Kunst verbindet. Wie kulturrat.de beschreibt, stellen die Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten, die die europäische Geschichte prägten, auch einen Einfluss auf die Kunst dar. Während einige Reformatoren religiöse Bilder ablehnten, sah Luther diese als wichtige didaktische Hilfsmittel, die auch in evangelischen Kirchen ihren Platz fanden.

Das Kruzifix wird somit nicht nur zum Symbol des Glaubens, sondern auch zu einem Mahnmal der künstlerischen Auseinandersetzung, die durch die Reformation angestoßen wurde. Die Erhaltung solcher Kunstwerke ist zeichenhaft für die gegenseitige Akzeptanz und die gemeinsamen Werte, die in den Gemeinden heute dominieren. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie Kunst kulturelle und religiöse Barrieren überbrücken kann und es bleibt zu hoffen, dass weitere verlorene Schätze ans Licht kommen.

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OrtGörlitz, Deutschland
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