Mit Herz und Verstand: Schulsozialarbeit als Rettungsanker für Hamburgs Kinder

Hamburg, Deutschland - Die Geschwister-Scholl-Stadtteilschule in Hamburg stellt ein prägnantes Beispiel für die Herausforderungen dar, mit denen Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen konfrontiert sind. Das moderne Schulgebäude, das aus massivem Beton und viel Glas besteht, ist nicht nur ein Lernort, sondern auch ein Rückhalt für etwa 870 Schülerinnen und Schüler, die aus problematischen sozialen Verhältnissen kommen. Diese Verhältnisse sind gekennzeichnet durch Fluchttraumata, Gewalt, Schulden, Sucht und Wohnungsnot. Schulleiter Dirk Voss betont, dass die Schule eine Fürsorgepflicht über die reine Bildung hinaus hat und aktiv Unterstützung leisten muss, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
In diesem Rahmen arbeiten an der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule acht Sozialpädagoginnen und -pädagogen, die als Teil des Schulteams in den Unterricht integriert sind. Sie pflegen ein Vertrauensverhältnis zu den Schülern und bieten gezielte Unterstützung in Bereichen wie Sucht und selbstverletzendes Verhalten. Um die sozialen Probleme in den Griff zu bekommen, organisieren diese Schulsozialarbeiter Präventionsprojekte, ein kostenloses Schulfrühstück sowie ein Schülerparlament. Zudem treffen sich die Klassenteams regelmäßig, um aktuelle Schwierigkeiten zu besprechen und Lösungen zu entwickeln.
Der Sozialindex als Hilfsmittel
Ein weiteres wichtiges Instrument zur Identifikation sozialer Herausforderungen ist der Schulsozialindex, der 2020 von der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen entwickelt wurde. Der Index bildet die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft ab und dient nicht der Bewertung der pädagogischen Arbeit, sondern hilft dabei, Ressourcen gezielt auf Schulen mit hohen Belastungen zu verteilen. Eine Aktualisierung des Index fand 2023 statt, um noch präzisere Aussagen über die sozialen Bedürfnisse an Schulen zu ermöglichen. Ziel ist die bessere Unterstützung dieser hoch belasteten Schulen.
Diese Unterstützung wird angesichts der wachsenden Belastungen, insbesondere nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie, immer dringlicher. Eine Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung hat gezeigt, dass viele Schüler psychisch stark belastet sind. In Hamburg plant die Schulsenatorin Ksenija Bekeris die Schaffung von 100 neuen Stellen für Schulsozialarbeiter – auch an Gymnasien. Diese Stellen kosten jährlich etwa 7,2 Millionen Euro und sind als Antwort auf die komplexen Herausforderungen konzipiert.
Bildungsungleichheit und erforderliche Maßnahmen
Die Problematik der sozialen Ungleichheit im Bildungssystem ist dabei nicht neu. In Deutschland gibt es eine klare Trennung der Bildungschancen, die stark von den sozialen Verhältnissen abhängt. Kinder aus benachteiligten Verhältnissen schneiden systematisch schlechter ab, was das meritokratische Ideal in Frage stellt, das besagt, dass individuelle Leistungen und Fähigkeiten über soziale Herkunft entscheiden sollten. Bildung fungiert somit als Sortiermaschine, die maßgeblich über Beschäftigungschancen und gesellschaftliche Teilhabe entscheidet.
Um dieser ungerechten Verteilung entgegenzuwirken, sind umfassende Reformen notwenig. Politische Maßnahmen zeigten bisher oft nur begrenzte Erfolge bei der Verringerung der Bildungsungleichheit. Die Schaffung neuer Programme zur Unterstützung von Schulen in benachteiligten Lagen, wie beispielsweise die Schulsozialarbeit, ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch es bedarf einer Gesamtstrategie, um die tief verwurzelten sozialen und wirtschaftlichen Probleme anzugehen.
Insgesamt zeigt die Entwicklungen an Schulen wie der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule die dringende Notwendigkeit von Schulsozialarbeit als integralen Bestandteil der Bildung. Nur durch eine Stärkung dieser Angebote kann es gelingen, Schülerinnen und Schüler aus herausfordernden Verhältnissen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
maz-online.de berichtet, dass die Geschwister-Scholl-Stadtteilschule in Hamburg ihrer Fürsorgepflicht nachkommt, während schulministerium.nrw den Schulsozialindex als wichtiges Hilfsmittel zur Unterstützung von Schulen hervorhebt. Die politische Dimension dieser Herausforderungen wird umfassend in der Analyse von bpb.de behandelt.
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Ort | Hamburg, Deutschland |
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