Archäologen entdecken 1.000 Funde an der Mallerbacher Kapelle!
Archäologen entdeckten bei Grabungen an der Mallerbacher Kapelle in Mansfeld-Südharz rund 1.000 Funde, darunter historische Silbermünzen.

Archäologen entdecken 1.000 Funde an der Mallerbacher Kapelle!
Archäologen haben bei umfangreichen Ausgrabungen an der Mallerbacher Kapelle nahe Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz bemerkenswerte Entdeckungen gemacht. Insgesamt wurden rund 1.000 Funde geborgen, darunter etwa 25 Silbermünzen aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert. Dazu gehören auch Pilgerzeichen, Gürtelschnallen, Messer, Hufeisen und eine Pfeilspitze. Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie erläuterte, dass unter den Funden zusätzlich ein Armbrustbolzen und mehrere Bleikugeln sowie zahlreiche Keramikscherben entdeckt wurden. Diese Grabungen sind nicht nur historisch bedeutend, sondern auch Teil des Gedenkjahres „Gerechtigkeyt. Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“, das die Thematik der sozialen Unruhen im 16. Jahrhundert thematisiert.
Die Mallerbacher Kapelle selbst, ein beeindruckendes Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, hat eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Bei den Grabungen kamen nicht nur die Funde ans Licht, sondern auch frühmittelalterliche Bestattungen, darunter zwei Kindergräber einer adligen Familie. In einem dieser Gräber fand sich ein kleines Töpfchen aus gelbem Ton, das als Pingsdorfer Ware aus dem 12. Jahrhundert identifiziert wurde. Solche Funde sind wertvolle Zeitzeugen, die einen Einblick in das Leben und die Bestattungskultur jener Zeit geben.
Ein Blick in die Geschichte
Die Mallerbacher Kapelle wurde am 24. März 1524 von Bürgern aus Allstedt geplündert und niedergebrannt. Dieser Vorfall wird als bedeutender Vorbote der Bauernunruhen in Mitteldeutschland angesehen, die stark durch die Predigten des Theologen Thomas Müntzer an Bedeutung gewannen. Diese unruhige Zeit, in der soziale Spannungen und der Aufstand gegen die Obrigkeit herrschten, zeigt sich auch in den Funden, die archäologisch aufbereitet werden und wertvolle Einblicke in diese Epoche gewähren.
Insgesamt wurden bei den Ausgrabungen Reste eines großen Friedhofs entdeckt, auf dem über 50 Gräber, davon etwa 25 Kindergräber, ans Licht kamen. Diese Bestattungen, einschließlich der von Neugeborenen und totgeborenen Kindern, fanden häufig an Orten statt, wo Regenwasser von der Kirche herabfloss, was als Weihwassereffekt gedeutet wird. Solche Deutungen sind in der Mittelalterarchäologie nicht ungewöhnlich und zeugen auch von alten Traditionen und Glaubenspraktiken.
Die Bedeutung der Archäologie
Archäologie des Mittelalters, wie sie an der Mallerbacher Kapelle praktiziert wird, ist eine Disziplin, die durch Funde und Ausgrabungen Erkenntnisse über das Mittelalter gewinnt, die aus schriftlichen oder bildlichen Quellen nicht erschlossen werden können. Dieser Bereich hat sich seit den 1960er Jahren rasant entwickelt und ist eng verknüpft mit den Feldern der Kunst- und Architekturgeschichte sowie der Geographie und Geschichte des Mittelalters. Besonders in Deutschland ist dieses Fach jedoch oft noch als „kleines Fach“ eingestuft.
Die erzielten Funde an der Mallerbacher Kapelle sind nicht nur historisch aufschlussreich, sondern tragen auch zur weiteren Forschung und dem Verständnis von Bestattungskultur, religiösen Praktiken und sozialen Strukturen des Mittelalters bei. Sie bieten Historikern und Archäologen die Möglichkeit, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Für die Gemeinde und die Region stellen diese Entdeckungen eine einmalige Gelegenheit dar, sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und den kulturellen Erbe neu zu bewerten. Wenn Bürger und Interessierte nun gemeinsam diesen Spuren nachgehen, wird Geschichte greifbar und lebendig – ein wahres Schatzhaus subterraner Erzählungen.
Weitere Details zu den Ausgrabungen und den Funden finden Sie bei mz.de und welt.de. Für einen tiefergehenden Überblick über die Mittelalterarchäologie lohnt sich auch ein Besuch bei Wikipedia.